Liebe Frau...
Liebe Frau Infinitesimalia,
Vielen Dank für Ihren schönen Beitrag. Und auch den Kommentatoren (m/w) für deren Anmerkungen. Ja, ja, die “schwarzen Kästen”. Die sind schon eine echte Herausforderung geworden, insbesondere da die Sprachkompetenz und -performanz so mancher Erdenbürger nicht proportional zu den Möglichkeiten der Technologien “gewachsen” sind. Sie kommen stellenweise im Umgang mit den Technologien gar nicht mehr hinterher, und damit meine ich nicht “blindes unreflektiertes Getippe”. Also bleiben sie insgesamt hinter den Anforderungen zurück, die Automatisierung & Co. an sie stellen.
“Erst (begriffsbasiert) modellieren (Informatiker-Seite), dann (schema- oder formulargeführt) ausführen/ausfüllen (Benutzer-Seite).” Ist ein Grundsatz, der beide Seiten bestmöglich zusammen bringen würde: Die Macher und die Benutzer. Nur müssen wir vorher alle endlich sehen und gelichzeitig verstehen, dass es sich hier längst nicht mehr nur um Mathematik-basierte Computer-Technik, sondern um umfassende (ubiquitäre) und sprachbasierte Informationstechnologien handelt.
Ein schönes Beispiel ist ein so genanntes Apotheken-Terminal in strukturarmen Gebieten: Für den sprachkompetenten Informatiker/Modellierer wäre es doch eine herrliche Aufgabe, so etwas benutzerorientiert zu modellieren. Denken wir nur an die zahlreichen kryptischen Medikamentennamen und die “tollen” Beipackzettel dazu. Aber die von uns (leider nur fiktiv) entwickelte sprachbasierte Anwendung (für das Apotheken-Terminal) könnte auch herstellerneutrale, “erzieherische” Elemente aus dem Gesundheitssektor für die Kunden enthalten, was bei den klar gelagerten Interessen auf dem Gebiet (Apotheken – Ärzte – Pharmaindustrie – Staat – Patienten) heute ja sonst nicht wirklich gewährleistet ist. In den Sprachen ist ja auch die Ethik zuhause.
“Normative Logic and Ethics” hießen bereits die “John-Locke-lectures” (1967-1968, Oxford, England) eines berühmten deutschen Mathematikers (Paul Lorenzen, 1915-1994). Für Paul Lorenzen gehörten Wissenschaft und Praxis, wie übrigens für einen richtigen Ingenieure auch, immer zusammen. “(Sprachbasierte) Theorien haben die Praxis zu stützen” hat er öfters gesagt. Das ist ganz klar auch eine Bildungsaufgabe. Denn wir leben in Zeiten, in denen immer höher Qualifizierte für hoch qualifizierte Arbeiten gebraucht werden und immer weniger Hilfsarbeiter für Hilfsarbeiten. Die Schere öffnet sich nicht nur bzgl. des Einkommens, sondern vor allem auch hinsichtlich des Bildungsniveaus und der Bildungsansprüche eines zukünftigen Arbeitsmarktes. Aber das eine hängt ja unweigerlich mit dem anderen zusammen.
Der große US-amerikanische Management-Lehrer österreichischer Abstammung, Peter F. Drucker, hat für die “hochentwickelten” Länder dieser Erde schon vor Jahrzehnten eine Verlagerung der Arbeitsplatzmöglichkeiten von “blue-collor workers” zu “knowledge workers” massiv gefordert herbeizuführen und bildungsseitig vorzubereiten. Heutzutage sind diejenigen Länder auf dem globalen, mit sprachbasierten Technologien (Google, Wikis, iPhone & iPad Apps, Blogs, Twitter, WikiLeaks, PDF to Word, Facebook, Web Services, Semantic Web, Social Networks, etc, etc.) unterstützen Arbeitsmarkt gegenüber allen anderen im Vorteil, die mit ihren Bildungssystemen diesen epochalen Wandel bereits erfolgreich vollzogen haben. Denn sie haben das bereits verstanden: Erst sprachkompetent modellieren, dann begriffsbasiert ausführen!
Mit besten Grüßen
Ihre Freunde der konstruktiven & sprachbasierten Informatik
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Von: F.K.S.I.
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